Montag, 20. April 2009
Ich beim Psychoanalytiker
Heute morgen beim Duschen kam mir eine Lebensepisode ins Gedächtnis, die ich lange Zeit verdrängt hatte. Kurz vor meiner ersten Hochzeit hatte meine damalige Verlobte ein paar Sitzungen bei einem Psychoanalytiker. Den Zeitpunkt weiß ich noch, weil sie während unserer Flitterwochen ohne Geschlechtsverkehr auf dieser viel zu großen Insel einen langen Brief an ihn geschrieben hat.

Sie hatte mir erzählt, dass sie als Kind missbraucht worden war, und zwar von einem Mitglied ihrer Familie. Von wem genau wusste sie nicht mehr wegen dieser blöden Verdrängung. Wahrscheinlich war es ihr Vater oder ihr Onkel, konnte aber auch einer ihrer Brüder gewesen sein. Ich fand es keine schlechte Idee, der Sache vor einer Ehe auf den Grund zu gehen. Ich habe sie aber nicht gedrängelt.

Nachdem sie ein paar Sitzungen abgehalten hatte aus denen ich aus Gründen der Geheimhaltung nicht viel erfuhr, teilte sie mir mit, dass der Psychoanalytiker auch mal mit mir sprechen wolle - zuerst alleine, später vielleicht auch im Dreiergespräch. Er hätte in mir einen potenziellen Grund für ihre Leiden ausgemacht. Ich habe mich zwar gewundert, weil ich zum Zeitpunkt ihres Missbrauchs selbst ein Kind war, und weil wir uns da überhaupt noch nicht kannten. Aber ich bin selbstverständlich hingegangen.

Der Mann war sehr freundlich, und behauptete, er wolle mich 'nur mal kennenlernen'. Ich war auf der Hut, aber bei dem knapp 40-minütigen Gespräch ging es tatsächlich nur ums Kennenlernen. Tiefer als "Wie sind Sie denn auf Ihre Zukünftige aufmerksam geworden?" hat er meine zarte Seele nicht penetriert. Ich bin nicht ins Schwitzen geraten, und habe später nie wieder etwas mit ihm zu tun gehabt.

Kurz nach unserer Hochzeit war die Therapie zuende - angeblich erfolgreich. Sie hätte ihren Frieden mit der Angelegenheit gefunden und wolle das Ganze nun abschließen, daher könne sie mir auch nicht sagen, wer derjenige gewesen wäre, der sie missbraucht hatte. Jahre später hat sie mir unaufgefordert erzählt, dass es ihr Vater gewesen sei, während ihre Mutter beim Nähkurs war, obwohl die davon wusste. Aber da habe ich die Nummer schon nicht mehr ernst genommen.

... comment

 
Und warum nicht, wenn man mal so zart nachfragen darf?

... link  

 
Weil sie mir zu dem Zeitpunkt schon sehr viel gequirlten Quark untergejubelt hatte, dass ihre Glaubwürdigkeit bei mir stark gelitten hatte. Außerdem waren wir da schon geschieden. Es war nicht mehr mein Problem.

... link  

 
Ah, okay. Mangels Einblick in den Charakter Ihrer Ex äußere ich mich daher besser nicht weiter...

... link  


... comment